Achter Bericht 2011
 
 
nach dem "Heimaturlaub"
 
Es kommt uns so vor, als wären wir nie weg gewesen, aber klar, wir waren für ungefähr 3 Wochen in Europa. Davon hat Alexander eine in der Bretagne zugebracht, um mit der Hilfe von Wolf das Boot zu säubern, zu streichen und für die Tour nach Gran Canaria klar zu machen. Er hatte Einbrüche in der sonst immer helfenden "Rentnercrew": erst hat Bernhard sich den Arm gebrochen, dann lief eine Frau Henning ins Fahrrad und nun hat er das komplette Becken gefüllt mit Metall! Zum Glück geht es mit beiden bergauf!
 
Ich war ein bisschen mit dem Kinder- und Jugendtelefon beschäftigt, habe viele von Euch getroffen, habe Veri in Hamburg besucht und last but not least haben wir am 17. Juli mit der ganzen (oder fast ganzen) Familie Joschis 30. Geburtstag gefeiert. Das war alles sehr schön. Aber ein bisschen komisch, weil wir ständig das Gefühl hatten, nur kurz zu Besuch zu sein!
 
Nun sind wir seit einer Woche wieder hier drüben, sitzen gerade an einem wunderbaren Fjord, an dem wir morgen in einer Bucht relativ sicher Beluga Wale sehen werden. Es ist herrlich warm, wir trinken süßen Wein mit Eis, weil er "Alexander" heißt. (Ich hoffe, Terry hat nur diese eine Flasche davon!)
 
Letzten Mittwoch stiegen wir in Toronto aus dem Flieger und liefen gegen eine Hitzewand, abends um acht waren es 33 C! Puh! Bei Vickie und Terry wurden wir mit einer Grill- uns Poolparty erwartet. Am nächsten Morgen fuhren wir nach Osten, um unsere Casita nach der Inspektion abzuholen. Noch eine Karre voll Lebensmittel eingekauft und los ging es erst mal wieder in die Wälder- und Seenlandschaft. Speziell an heißen Tagen ist so ein See zum Baden Gold wert!
 
Samstag sollten wir für Terry auf eine Auktion gehen (er musste derweil für eine indische Hochzeit seinen Oldtimer fahren). Ältere Leute wollten buchstäblich Haus und Hof verkaufen samt aller Antiquitäten und Krosch, die sie im Laufe der Jahre gesammelt hatten. Sie hatten einen Geschenkladen mit kleinem Restaurant geführt und als im Juni der Bau einer neuen, breiteren Straße begonnen wurde, die sie vom Verkehr abschneidet, ging ihr Geschäft auf null herunter. Trauriger Tag für diese Leute! Wunderbare Dinge hatten sie angesammelt! Zum Glück hätten wir das meiste gar nicht mitnehmen können, so war es leichter, dem Sog der Auktion zu widerstehen. Unglaublich wie schnell der Auktionator reden konnte und gleichzeitig auf alle Gebote des Publikums reagierte. Das hat schon eine hypnotisierende Wirkung! Ein paar Sachen hatten wir ausgeguckt, aber wir widerstanden auch hier, als der Preis hochging. Eine Schande war die Versteigerung der vielen wirklich schönen gusseisernen Öfen, sie gingen alle weg für 30 bis 50 $. Es tat mir in der Seele weh! Fast alle hätten sich toll in der Bretagne gemacht!
 
Als das "Kleinzeug" verkauft war, teilten sich die Auktionatoren, einer versteigerte die Maschinen für die Verarbeitung von Ahornsyrup und der andere den "Inhalt" des Geschenkladens. Ich lief ein bisschen hin und her. Als ich wieder in den Laden kam, hielt der Auktionator gerade eine alte tragbare Nähmaschine hoch. Ich hielt sie für eine handbetriebene, von der Veri, seit sie in Ghana war, träumt. Also wollte ich sie, hab kurzentschlossen mitgeboten und sie für 25 $ bekommen. Und dann musste ich feststellen, dass es eine frühe elektrische Maschine ist, allerdings ohne Kabel und natürlich für 110 Volt! Also der ganze Kaufrausch umsonst. Jetzt versuche ich, sie wieder los zu werden.
 
Wir waren aber erfolgreich für Terry, der jetzt eine schöne Abfüllmaschine für seinen Ahornsyrup besitzt.
Wir verbrachten noch eine Nacht direkt am Ottawa River und danach war erst einmal Schluss mit landschaftlich schöngelegenen Campingplätzen. In Ottawa standen wir vor dem Haus von Vickies ältester Tochter. In Montreal verbrachten wir zwei Nächte auf dem Walmart Parkplatz. Das sind bei Campern sehr beliebte Standplätze, da sie umsonst sind. Wir entschieden uns dafür, weil alle Campingplätze sehr weit außerhalb der Stadt liegen und hier hatten wir sogar die Metrostation direkt gegenüber. Hier trafen wir auch Vickie und Terry wieder. Es fand gerade ein Straßenkunst-Festival statt, was den Bummel durch die Stadt noch attraktiver machte.
 Am Sankt Lorenz Strom ging es weiter, vorbei an sehr schönen kleinen Orten, bunten Holzhäusern mit großen Veranden, nach Quebec.
 
Schon Montreal ist sehr französisch aber Quebec könnte überall in Nordfrankreich stehen. In der Altstadt stehen nur wunderschöne alte Steingebäude. Im Hafen gab es abends erst eine Open Air Vorstellung von Cirque du Soleil und anschließend die Projektion eines eigens dafür produzierten Films auf die alten riesigen Speichergebäude. Toll!
 
Ihr seht, die Provinz Quebec versucht wirklich uns etwas zu bieten!
Andererseits verhalten sie sich mit ihrem sprachlichen Separatismus oft echt doof. Überall in Canada sind Beschriftungen zweisprachig (englisch und französisch). Hier nicht! Und sie sind meist auch nicht willig Englisch zu sprechen oder zu verstehen. Ein bisschen mehr Entgegenkommen wäre schon angebracht! Wir kommen ganz gut durch, aber Terry und Vickie verstehen in ihrem eigenen Land nur Bahnhof.
 
Gestern gab es leckere T-Bonesteaks von Alexander im Gewitterregen gegrillt, während wir anderen mit Blick auf den Fjord bei gutem Roten unter der Markise saßen. Zu den Steaks aßen wir reichlich Rote Beete aus Vjckies Gemüsegarten.
Heute früh hatte ich einen echten Schocker: mein Urin war ganz rot! Ich dachte: Blut ohne Schmerzen ist eine ganz üble Kombination. Wir sahen uns schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Dann fielen mir die Roten Beeten wieder ein.
An dem Fjord hatten wir im Nationalpark 2 Campsites reserviert an einer Bucht, an der es oft Belugas zu sehen gibt. Nach einem ordentlichen Fußmarsch wurden wir zunächst enttäuscht, keine Wale in Sicht. Aber nach einer Stunde kam das seemännische Signal von Alexander: er bläst! Gut, geblasen haben diese kleinen weißen Wale nicht, aber wir konnten sie deutlich atmen hören. Eine große Gruppe von mindestens 20 Tieren schwamm dicht an uns vorbei und tummelte sich dann vor der Bucht! Ein tolles Schauspiel!
Auf den Fotos sind sie leider nicht gut zu sehen.
 
 
Sonntag, 31. Juli 2011