Zweiter Bericht 2011
 
 
Hillerman Country
 
Mit dem Verlassen der Hopi-Mesas kamen wir wieder in das Gebiet der Navajo-Nation, deutlich zu erkennen an den Hogans neben ganz normalen Häusern. Der Hogan ist das traditionelle Wohngebaeude der Navajo. Es ist ein meist achteckiger, manchmal auch runder Bau, oft aus Holzbalken, ohne Fenster, dessen Tür nach Osten geht. In der Mitte des Daches ist ein Loch für das Ofenrohr freigelassen. Mongoleireisende werden  schon erkannt haben, dass der Hogan große Ähnlichkeit mit dem GER/der Jurte hat. Haben sie das aus Asien mitgebracht? Weiß jemand wie das in Iglos aussieht? Auch links vom Eingang die "Maenner-Seite ", rechts die Frauen und gegenueber die Ehrengaeste? Heute werden die Hogans der Navajo  fast nur noch zu rituellen Zwecken genutzt.
Auf das Gebiet, dass wir jetzt bereisen, bin ich besonders gespannt, da ich schon so viel darüber gelesen habe. Nein, nicht in ernsthafter Literatur, sondern in den Krimis von Toni Hillerman. Er ist Weißer, hat sich aber intensiv mit der Kultur der Navajo beschäftigt und beschreibt sie und diese Gegend der Four Corners  in seinen Büchern. Wir bewegen uns also jetzt in Hillerman-Country! Es hat schon einen besonderen Reiz, jetzt mit eigenen Augen die Orte zu sehen, an denen die Officers der Tribal Police die Verbrechen aufklären.
 
Das absolute Highlight der Gegend ist der Canyon de Chelly. Ein sehr weit verzweigtes Canyongebiet, auf dessen Grund im Sommer Navajofamilien leben und Ackerbau und Viehzucht betreiben. In den bis zu 300 m hohen Felswänden gibt es unzählige Anasazi Ruinen und Felszeichnungen. Anasazi bedeutet in Navajo "feindliche Vorfahren". Sie verschwanden auch zwischen 1400 und 1500 aus ihren zum Teil sehr großen, gut geschützten Siedlungen. Sie bauten   in einiger Höhe unter Felsvorspruengen, in horizontal verlaufenden Höhlen oder großen Spalten. Zu erreichen waren diese Siedlungen nur über lange Leitern, die hochgezogen wurden, wenn sich Unbefugte näherten.
 
Wir profitierten von der ungeklärten Zuständigkeit für den Campground. Die Verwaltung dieses National Monuments (eine Vorstufe des National Parks) teilen sich Navajo Nation und National Park Service und wenn zwei sich streiten , freut sich der dritte..... Das campen war zur Zeit noch kostenlos.
Wir machten eine Tagestour in den Canyon auf einem umgebauten Army Truck von 1952 aus dem Koreakrieg. In den Canyon darf man eh nur mit Navajoguides und dann wollten wir möglichst viel zu sehen bekommen. Diese Hoffnung wurde voll erfüllt. Grandiose Felslandschaft, immer ein Flüsschen, durch das wir immer wieder fuhren, viele sehr imposante Anasazi Ruinen, sehr schöne Felszeichnungen und zusätzlich ein Fahrer, der uns die Geschichte der Gegend aus Indianersicht  erzaehlte , als weiteres Bonbon noch nette und interessante Amis. Mehr kann keiner  erwarten!
 
Nachts hatten wir Vollmond und die Hunde oder Kojoten heulten!
Bei der weiteren Fahrt durch Navajogebiet musste selbst Alexander zugeben, das es hier, auch für seinen hohen Standart, sehr gepflegt und wohnlich aussieht und die Menschen weder durch extremes Körpergewicht noch durch offensichtlichen Alkoholismus auffallen.
Alexander und ich fechten einen ständigen Kampf aus um die Frage, ob die Natives nun die "Armen, von den Weißen uebervorteilten" oder die Agressoren sind bzw. waren. Selbst schlichte Zeittafeln im Museeum schaffen wir unterschiedlich zu interpretieren! Zum Glück wissen wir ja inzwischen, dass die Wahrheit zwischen uns liegt!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Samstag, 21. Mai 2011