Vierter Bericht 2011
 
 
Klippensiedlungen und Pueblos
 
Mesa Verde NP ist in vieler Hinsicht atemberaubend. Er heißt nicht nur so, man ist hier wie auf einem Tisch in gut zweieinhalbtausend Metern Höhe und hat rundum eine irre Aussicht auf die weiten Ebenen und in der Ferne schneebedeckte Berge. Dann ist er für seine riesigen Klippensiedlungen bekannt und für die Menge an Siedlungen. Es soll 600 Siedlungen in den Klippen geben, von denen aber nur 20 % über 20 Räume haben.  Deren Besichtigung erfordert allerdings eine ganz schöne Kraxelei und die bringt einen in dieser Höhe durchaus aus der Puste.
Die hier siedelnden Anasazi sind wohl die Erfinder des Adobebaustils. Allerdings haben sie mit Sandsteinen gearbeitet, die sie sehr sorgfältig mit Werkzeugen aus festerem Stein (Metalverarbeitung kannten sie nicht!) in die richtige Form brachten. Diese Steine verbanden sie mit dem in diesen Gegenden reichlich vorhandenen Lehm  und verputzten die Wände. Wie sorgfältig sie arbeiteten, kann man in den sehr gut erhaltenen Komplexen heute noch gut erkennen und das nötigt sogar Alexander Respekt ab.
 
Die Anasazi betrieben Ackerbau und jagten intensiv. Da in der Gegend um Mesa Verde die Bevölkerung um 1200 sehr stark wuchs und Mitte des Jahrhunderts eine Dürreperiode nachweisbar ist, nimmt man an, dass die natürlichen Resourcen knapp wurden. Wohl deshalb wurden die Siedlungen ab 1270 aufgegeben und die Menschen zogen nach Süden und Osten. Aus den Anasazi entwickelten sich die Hopi und die ungefähr 20 Pueblostämme. Strenggläubige Hopi wollen davon zwar nichts wissen, da sie glauben, ihre Vorfahren kommen aus einer Unterwelt und die Mesas seien ihre 3. (oder ist es bei ihnen die 4.) Stufe/Etage. Aber die Anthropologen sind sich sicher. Na, das kennen die Christen ja auch!
 
Wir haben 3 der großen Cliffdwellings besichtigen können. Cliff Palace ist der imposanteste. Am spannendsten war Balcony House. Hier muss man über eine 10 m hohe Leiter einsteigen. Der Rückweg geht durch einen sehr schmalen Tunnel, der auch so niedrig ist, dass man auf Händen und Knien durchrobben muss. Alexanders Schultern waren zu breit, aber er ist ja gewohnt, z B im Boot irgendwie in winzige Öffnungen zu kriechen. Er kam auf der Seite liegend heraus (siehe Fotos).
Zeitlich kommen die Pueblos ja nach den Klippensiedlungen, wir hatten sie allerdings schon vorher nördlich von Santa Fe besucht. Als besonders lohnend wurde uns San Ildefonso Pueblo empfohlen. Nun kann man nicht so einfach in ein Indianerpueblo fahren oder gehen. Zunächst muss man Eintritt bezahlen und auch eine Kameragebühr, wenn man fotografieren will. Auf letzteres habe ich verzichtet, da absehbar war, dass es sich nicht lohnt. Tja, und dann darf man, obwohl visitors willkommen seien nur auf genau vorgeschriebenen Wegen durchs Dorf laufen. Auf keinen Fall quer über den Dorfplatz und so weiter. Alexander hat geschäumt und ausgerechnet, wieviel Geld wir mit Orten wie Rothenburg verdienen könnten. Dabei entspricht dieses Dorf in der Attraktivität nicht mal Schmitten. Überall recht kleine bescheidene Lehmhäuschen. Eine geschlossene kath. Kirche. Jede Menge Töpfereinen und Gallerien. Da darf man natürlich  rein und etwas kaufen. Von einem Töpfer haben wir uns die Herstellung der schwarzen Keramik mit mattschwarzen Mustern erklären lassen, für die dieses Dorf berühmt ist. Schön aber schon kleine Väschen kosten über 300$!
 
Auf die noch kleineren Pueblos haben wir verzichtet. Aber Taos Pueblo, das immerhin Weltkulturerbe ist, haben wir besichtigt und auch die Kameragebühr bezahlt (siehe Fotos). Selbst Alexander fand es lohnend. Hier gibt es die großen Gebäudekomplexe, die wir erwartet hatten. Sie sollen so schon viele hunderte von Jahren existieren, lediglich der Einbau von "richtigen" Türen sei dazu gekommen. Natürlich dürfen auch hier Besucher nicht überall hin. So sind die Kivabereiche off limits. Kivas sind die runden, unterirdischen Räume für religiöse und rituelle Zeremonien,  in die man durch einen Einlass in der Decke mit Hilfe einer Leiter einsteigt. Interessanter Weise darf man die kath. Kirche des Dorfes besichtigen, allerdings nicht fotografieren, was sicher den Grad der "Heiligkeit" oder Wichtigkeit kennzeichnet. Leider gibt es also keine Bilder von den ganz in grelles Pink gekleideten Heiligen.
In Taos konnte man auch gut sehen, wie die Häuser hier gebaut werden: aus Lehm und Stroh werden Ziegel geformt, die man trocknen läßt, nicht brennt, und dann mit weichem Lehm vermauert.
 
Als wir ein Auto mit der Aufschrift "Warchief " sahen, fiel auch mir nichts ein, das friedlich zu erklären. Ich las in der Broschüre über Taos, dass der Warchief für die Bewachung der Ländereien und des Wildbestandes zuständig ist.
 
 
Auf der Flucht vor der schwarzen Wolke, die Angst im Nacken
 
Nach Mesa Verde wollten wir in die Rockies hinauf und in den Rocky Mountains NP. Den Park hatten wir schon abgeschrieben, da die Straße hindurch wegen Schnneräumarbeiten noch geschlossen ist. Wir haben dann eine alternative Strecke ausgeguckt, die für Alexander genügend Hochgebirgsfeeling geboten hätte mit reichlich Pässen über 3000 m. Am ersten Tag lief alles unproblematisch, Schnee nur in der Landschaft, nicht auf der Straße. So gelangten wir in den auch auf über 2500 m liegenden Black Canyon of the Gunnison NP. Den Blick in den Canyon vertagten wir auf den nächsten Morgen. Keine gute Idee, denn da schneite es so doll, dass wir kaum die Felsen auf unserer Seite erkennen konnten geschweige denn den Fluss irgendwo in der Tiefe oder die andere Seite des Tals. Also auf, weiter nach Osten. Der kleine erste Pass von 2500 m brachte uns ins Schwitzen, lag dort zunächst Schneematsch und dann Schnee auf der Fahrbahn. Wieder unten konnten wir zwar aufatmen, aber nicht wirklich, wussten wir doch, dass vor uns ein 3500 m hoher Pass auf uns wartete. Der Straßenzustandsbericht vom Morgen sagte, dass die Passstraße noch trocken sei und der Schneesturm von Westen kommt. Einstweilen waren wir etwas schneller als das Wetter. Lange fuhren wir an der Wettergrenze entlang, rechts von uns, im Süden, blauer Himmel, im Norden und hinter uns pechschwarze Wolken. Besonders prickelnd war das Bewußtsein, dass unsere Reifen schon 21000 Meilen auf dem Buckel hatten. Trotz dieses Leichtsinns sind wir noch mal heil davon gekommen. Auf dem Pass schneite es zwar auch schon, aber der Schnee blieb noch nicht auf der Straße liegen. Die weitere Strecke hab ich dann ganz autoritär geändert, nicht weiter nach Norden durch die Rockies und weitere 3000 er Pässe. Statt dessen über Salida (spanisch =Ausgang) nach Osten in die langweiligen Great Plains. Und heute gibt es in Denver neue Reifen!!
 
P.S.: unter den Fotos zu diesem Bericht sind 2 Darstellungen der Kachinas, die wir unter anderen  bei dem Kachina Tanz auf der Hopi Mesa gesehen haben, damit Ihr ein bisschen eine Vorstellung bekommt.
 
 
 
 
Donnerstag, 26. Mai 2011